Kornelia Röder
Clouds – computeranimierte Bilder von Udo Rathke

Udo Rathkes Affinität zur Romantik zeigt sich seit Jahren als charakteristisches Element seiner Malerei. Seit den letzten zwei Jahren erweitert der Künstler seine Ausdrucksformen mit den Möglichkeiten von Computer und Internet.
In den computeranimierten Bildern mit dem Titel Clouds greift Rathke ein beliebtes Thema der Romantik auf und reflektiert es, medial verändert, in neuer Weise, wobei er assoziative Verbindungen zu den Werken der "Altmeister" nicht abbrechen lässt. Unter Verwendung von Fragmenten aus Gemälden Caspar David Friedrichs, Johan Christian Dahls und anderer Künstler dieser Zeit, die er mit meteorologischen Wolkenbildern aus dem Internet überlagert, schafft er sich das "Ausgangsmaterial" für seine Bilder. Dabei wird ihm das Prinzip der Collage und Montage zur Arbeitsmethode, die Spielräume für einen scheinbar unbegrenzten kreativen Umgang mit dem vom Künstler ausgewählten Bildreservoir eröffnet. Ausgehend vom Zitat, das als Teil eines nicht mehr rekonstruierbarem Ganzen einer bereits vorhandenen Bildwelt entnommen wird, ist es die von Rathke durch den Computer erzeugte Transparenz, die die Bilder in langsam fließenden Übergängen variiert, verändert und somit neu erschafft. Dabei wird das Moment der Bewegung zum integralen Bestandteil des künstlerischen Prozesses. Grenzen der Malerei überschreitend, setzt sich Rathke auch in seinen computeranimierten Werken mit grundlegenden Fragen der Bildgestaltung auseinander.
Fläche, Farbe, Raum - drei der wesentliche Kategorien einer Komposition bilden die Koordinaten bildkünstlerischer Untersuchungen. Seine technisch erzeugten Arbeiten sieht er nicht im Widerspruch zur Malerei, sondern als sich gegenseitig aktivierende und bereichernde Arbeitsfelder. Gerade die Parallelität, in beiden Medien zu arbeiten, sensibilisiert Rathke für deren spezifische Gestaltungsmöglichkeiten. Im Bereich der Malerei werden vielschichtige, sinnlich erfahrbare Phänomene wesenhaft verdichtet, wobei diese in ihrer künstlerischen Umsetzung, trotz assoziativer Freiräume, im Zustand des Statischen verbleiben. Bewegung und damit die Dimension der Zeit erweitern die Reflexionsebenen bei den computeranimierten Bildern. Mit ihnen schafft sich der Künstler ein adäquates Medium für seinen Dialog mit einem Thema, das bereits die Romantiker für die Darstellung der menschlichen Sehnsucht nach Veränderung, nach Unbegrenztheit und für die Suche nach kosmischen Zusammenhängen in der Natur nutzten. Bei Clouds wird das der Natur innewohnende Prinzip der Metamorphose für Rathke zum Ausgangspunkt für die Gestaltung.
Trotz der nicht zu übersehenden Faszination Stimmungswerten von Farben gegenüber bewahrt sich der Künstler durch die Art seiner Auseinandersetzung eine kritische Distanz zu einer nostalgischen Romantikreminiszenz. Er vertraut auf die Kraft der Bilder, visuelles und emotionales Erlebnis zu sein, und in diesem Sinne lebt die Romantik in seinen Arbeiten fort.