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Olaf Nicolais Beitrag zu den "Verborgenen Gärten" besteht aus einem ephemeren, gleichfalls überraschenden und wirksamen Eingriff: Nicolai hat zwei eineiige Zwillingspaare beauftragt, sich vier Monate lang täglich zu einer bestimmten Zeit und für die Dauer einer Stunde in einem der wertvollsten Privatgärten der Stadt zu treffen und aufzuhalten. Es steht den Zwillingen dabei frei, wie sie ihre Zeit dort nutzen. Ihre Anwesenheit soll den Besuchern wie "zufällig und beiläufig" erscheinen, schreibt der Künstler. Mit seiner Aktion "Garten mit Zwillingen" will Olaf Nicolai eine vorgegebene Situation transformieren und neu kodieren.
Für viele Naturvölker waren Zwillinge heilige, den Göttern verwandte, Wesen. Zwar teilt unser Kulturkreis diese Vorstellung nicht, und doch stellen auch für uns Zwillinge etwas Besonderes dar. Sie sind eine natürliche Verdoppelung und damit eine Kopie ihrer selbst.
Mit der Einführung eines überraschenden "Gestaltungselementes" im Garten verändert Olaf Nicolai die gesamte Situation und das Gegebene – jedoch nur durch eine geringe, geradezu "homöopathische Dosis" von Irritation.
Olaf Nicolais Beeinflussung des Normalen und Alltäglichen kann sich dabei potentiell auch auf alle Besucher des Gartens übertragen, die von seinem Eingriff wissen oder ihn wahrnehmen, denn mit der Zukenntnisnahme des Geschehens wird sich die eigene Rolle und Wahrnehmung verändern: "Garten mit Zwillingen" macht diesen Ort für Eingeweihte zu einer Bühne – egal was dort geschieht und wie es geschieht - es ist bereits Teil der künstlerischen Inszenierung. (Peter Funken)