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Susken Rosenthal hat ihren Ausstellungsbeitrag im ehemaligen Kräutergarten des Schwarzen Klosters installiert. Technisch gesehen besteht Rosenthals Bodenskulptur aus drei Bohrungen im Erdreich, die von unterschiedlicher Tiefe sind. Der Durchmesser der drei Bohrlöcher beträgt jeweils 65 Zentimeter, die Tiefe der Löcher liegt bei 50, 85 und 150 Zentimetern. Auf den Grund der zylindrischen Röhren hat Susken Rosenthal kreisrunde Spiegel eingelassen, die man von oben betrachten kann. Es ist bald die Tiefe der Bohrung und damit die Dichte des Erdreiches, auf dem man steht, zu erkennen. Die Spiegel reflektieren den Himmel mit all seinen Wolkenbildern und Erscheinungen, so daß plötzlich das, was eigentlich oben ist, im Inneren der Erde sichtbar wird. Der Himmel spiegelt sich in dieser Bodenskulptur wie auf der Wasseroberfläche eines Brunnens, er wird deshalb in seiner Materialität anders wahrgenommen. Susken Rosenthals Arbeit befindet sich in einem alten Gartenhof, der von gotischem Backsteingemäuer und Backsteinbögen aus dem 14. Jahrhundert eingefaßt ist. Es herrscht eine beruhigende und kontemplative Atmosphäre in diesem Garten. Die Künstlerin paßt sich mit ihrer Installation, die die Form eines Kleeblattes besitzt, dieser Atmosphäre an. Zur Kontemplation gehört eine gewisse Distanz zur direkten Anschauung. Mit dem indirekten Blick, etwa durch den Blick auf ein Objekt mittels eines Spiegels, kann solch eine Distanz hergestellt werden. Es wird berichtet, daß Petraca und andere Gelehrte seiner Zeit bei ihren astronomischen Beobachtungen die Sterne nicht direkt anschauten, sondern sich vor ein mit Wasser gefülltes Becken setzten, um die Sterne im Wasserspiegel zu betrachten. Auf diese Weise konnten sie die Sternenschau ausdauernder und ruhiger vollziehen, als wenn sie den Kopf in den Nacken gelegt hätten. In der so gewonnenen Ruhe, die gewiß nicht nur vom Wunsch nach Bequemlichkeit herrührte, gewannen die Astronomen der Renaissance ihre Vorstellung von Welt und Kosmos. Susken Rosenthal macht mit ihrer Arbeit "Himmel und Erde" ein Angebot, das in diese Richtung geht, und sich dabei als Hinweis zum ruhigen Verweilen und zur Kontemplation begreifen läßt. Ihre Arbeit wird über die Ausstellungszeit hinaus als permanente Installation im Kreuzhof-Garten bleiben. (Peter Funken) |