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Valentin Rothmaler hat sich für seine Arbeit durch ein Zitat aus Heinrich von Kleists "Der Prinz von Homburg" anregen lassen: "Ach, wie die Nachtviole lieblich duftet! Spürst Du es nicht?" spricht der Prinz.
Allein die Namen von Pflanzen können Stimmungen und Gefühle wecken, und so erfand Rothmaler eine zeitgemäße und gleichfalls poetische Form für sein Kunstwerk, bei dem Klang, Vorstellung und Erlebnis eine Symbiose eingehen. Der Künstler stellt in den Garten des Fürstenhof-Cafés eine Bank, die sich vom übrigen Gestühl deutlich unterscheidet. Rechts und links an den Lehnen hängt je ein Kopfhörer, der mit einem CD-Player verbunden ist. Die Besucher der Bank können so einem Audio-Loop lauschen, "auf der wie Liebesgeflüster, Freudengesänge oder auch Lustgestöhne die Namen von Blumen und Pflanzen gesungen aneinandergereiht sind", äußert Rothmaler zu seiner Installation. Der gesungene Text stammt in seiner Zusammenstellung vom Künstler selbst: "Ackerröte und Adonisröschen, Almrausch und Alpenmaßlieb, auch Bittersüß und Braut in Haaren (auch Gretel im Busch), Brennende Liebe, Büschelschön, Ehrenpreis und Engelsüß, Frauenmantel, Frauenschuh, auch Frauenspiegel und Herzblatt, Herzblume und Herzlöffel, Jelängerjelieber, Knabenkraut und Knäuel, Kunigundenkraut und Liebesgras, Liebstöckel, Mädesüß, Mannstreu und Maßliebchen, Pimpernuß, Rapünzelchen und Rauschbeere, Ringelblume, Rührmichnichtan, Tränendes Herz, Tripmadam, Ungnad, Venuskamm und Vergissmeinnicht, Wermut."
Auffallend ist, wie viele Pflanzen die Schönheit von Frauen und Liebe, aber auch den Liebesschmerz im Namen führen. Ein komplettes und romantisches Liebeskonzept eröffnet sich den Zuhörern. Der Dichter Rudolf Borchardt (1877 – 1945) hat auf diesen Zusammenhang hingewiesen, als er feststellte: "Weit über die Hälfte der Namen aller heimischen Blumen sind die süßen Erfindungen Verliebter, eine Geheimsprache für Glückliche und Unglückliche, Getrennte und Getrenntgehaltene, Gefangene und Strengbewachte." 1
Auf der Rückenlehne der Bank hat Rothmaler ein Messingschild angebracht, in das er das Kleist-Zitat eingravieren ließ. "Der auffordernde Charakter dieser poetischen Zeilen", sagt er, "gibt den Besuchern der Skulptur genügend Hilfestellung, den Zusammenhang zum dann Gehörten herzustellen. Sowohl die Pflanzen und Blumen selbst, als auch die Düfte und der Zauber um all die genannten Blumen bleiben in der Vorstellung der Besucher." 2
(Peter Funken)
1 zitiert nach Rudolf Borchardt: "Der leidenschaftliche Gärtner. Gartenbuch eines Humanisten", 1. Aufl. 1951, Stuttgart 1968
2 Valentin Rothmaler in einem Text zu seiner Arbeit, 2002