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"Windpavillon" nennt die chinesische Künstlerin Qin Yufen ihre aus hundert Wäscheständern und Windmühlen bestehende Installation. Qin Yufen entwickelte diese Arbeit für den Garten des ehemaligen Grauen Klosters, der jetzigen Großen Stadtschule.
In der Tradition der chinesischen Gartenbaukunst sind Pavillons unentbehrliche Gestaltungselemente. In den Pavillon kann man sich zurückziehen, man kann dort Gedichte lesen, Schach spielen, Wein trinken, dem Regen lauschen oder den Mond betrachten – immer ist man der Natur nahe und doch von ihr geschieden und geschützt.
Das Papierwindrad bezeichnet die Künstlerin als ein Zeichen für ihre Kindheit. Ihre kindliche Phantasie wurde durch selbst gefertigte Windräder aus farbigem, glänzendem Papier angeregt. Das Windrad zeigte ihr, wie man mit dem Naturelement spielt, wie man es einfängt und ebenfalls bewundert.
In ihrem Wismarer Windpavillon baute Qin Yufen zusammen mit Schülern Windräder. Die Schüler schrieben ihre Wünsche für die Welt und ihr Leben auf Papiere und bauten später daraus ihre eigenen Windräder. Jeder Schüler befestigte sein Windrad am Pavillon und konnte so den Wind für den Pavillon "herbeizaubern". Der Wind – so die traditionelle chinesische Vorstellung – wird die Wünsche weitergeben.
Mit Wäscheständern, diesen beweglichen und leicht transportablen Raummodulen, hat Qin Yufen bereits des öfteren gearbeitet. Sie verwendet den Wäscheständer dabei als ein technoid-filigranes Element, das sich in neuen Situationen immer wieder anders und überraschend arrangieren läßt. Wäscheständer sind in ihrem Sinne Objet trouvés, es sind Alltagsgegenstände, die so bekannt wie funktional sind, aber in Qin Yufens Installationen einen kaum vermuteten und poetischen Sinn bekommen. (Peter Funken)